Geschichte

Singen in Thüringen liegt am südlichen Fuß des Singer Berges, 453 m über dem Meer. Der Singer Berg ist ein Muschelkalkgipfel auf roten und graugrünen Letten. Neben dem Kyffhäuser und dem Hörselberg trägt der Singer Berg in Thüringen die meisten Sagen. Dies deutet auf eine geschichtsträchtige Vergangenheit hin.

Im  Ilm-Saale-Unstrut-Gebiet sind die Zeugnisse menschlichen Lebens bis zu 4000 Jahren alt. Funde in Ichtershausen, Haarhausen, Großliebringen und Dienstedt zeugen vom Aufenthalt unserer Vorfahren zwischen Neolithikum und römischer Kaiserzeit. Dabei spielte der Singer Berg als Rückzugsort bei Gefahren eine prägende Rolle.

Die ständige Besiedlung unserer Gegend begann im 11. Und 12. Jahrhundert mit dem feudalen Landausbau. Die ältesten Erwähnungen liegen um das Jahr 1071 mit Gozzelebrunnen (Gösselborn), Geylesdorff, Gerisheim ( Geilsdorf und Griesheim ). Nach 1100 gründeten sich Lyeberga, Nabewinden ( Liebringen und Nahwinden ). Später folgten Paulinzella, Cursitz und Bunsdorf. Letztere Orte wurden später wieder  aufgegeben. Ebenso der Ort Rottenbach am gleichnamigen Bach. Später folgte noch Hamirsveld (Hammersfeld).

Die erste Erwähnung des Ortes Syngen ( Singen ) erfolgte 1407 oder nach anderen Quellen 1411 im Zusammenhang mit einem Besitzverzeichnisses des Schlosses Blankenburg. Der Ortsname wird gern mit dem Singen des Berges in Verbindung gebracht. Jedoch dürfte hier das Wort Sengen, abgeleitet von der Brandrodung im Zuge der schwarzburgischen Landgewinnung, die Namensgeberin gewesen sein. Sehr eng mit dem Ort Singen war die Entwicklung des Dorfes Rottenbach verbunden. 1512 wird Rottenbach aufgegeben und somit eine Wüstung. Die Einwohner siedeln sich in Singen und in Hammersfeld an. Nachfolgende Jahreszahlen stellen Ereignisse in der Entwicklung des Gemeinwesens in Singen dar:

1423 verkauft Graf Heinrich zu Schwarzburg Singen an das Kloster Paulinzella. Die Bewohner Singens sind dem Kloster zinspflichtig.

1515 tauschen die Herren von Griesheim Teile von Singen mit dem Kloster Paulinzella. Auf den Menschen lastet die schwere Last der Fron – und Zinsarbeit für das Kloster.

1525 Bauernaufstand in Thüringen. Einwohner von Singen schließen sich dem Königseer Waldhaufen an. Sie verlangen vom Grafen zu Schwarzburg einen Pfarrer zu besitzen, Brauen, Backen, Schenken, Kaufen und Wasser und Wald zu besitzen. Dafür wollen sie nur noch dem Grafen verpflichtet sein.

1534 zieht der Graf das Klostergut ein. Die bisherigen Klosterdörfer bilden das Stift Paulinzella.

1570 erhält Singen die Pfarrstelle. Erster Pfarrer ist Theodorias Bock.

1590 zerstört ein Brand 20 Häuser in Singen. In Singen leben zu dieser Zeit 38 Hofbesitzer. Neben der Landwirtschaft bietet das Fuhrmannsgewerbe einen Lebensunterhalt. Am Dorf führt die Handelsstraße Nürnberg-Erfurt vorbei. Sie gewährt fast 400 Jahre ein Auskommen für eine Ausspanne, Schmiede und Herberge.

1619 wurde eine Schwarzburg-Rudolstädtische Försterei eingerichtet. Singen wird Jagdrevier der Schwarzburger Fürsten.

1618 beginnt das Leiden des 30-jährigen Krieges in Deutschland.

1626 sterben 97 Einwohner an der Pest.

1627 wird Singen durch kaiserliche Truppen geplündert.

1630 Beginnt der Bau einer größeren Kirche.

1637 wiederum eine Pestheimsuchung. 46 Einwohner sterben.

1646 wird Singen durch ein Feuer vollständig zerstört.

1648 der Augsburger Frieden beschließt den 30-jährigen Krieg in Deutschland. Singen ist zerstört und fast entvölkert.

1672 Bau einer Schmiede und eines Gasthauses vor dem Dorfe.

1726 in Singen gibt es wieder 50 Häuser.

1739/1740 große Kälte und Hungersnot in Thüringen.

16.4.1742. Grundsteinlegung zur neuen Kirche.

1747 wird eine Turmuhr angeschafft.

1771/1773 Hungersnot in Deutschland. Verregnete Sommer erzeugen Missernten.

1782 wird der Turmknopf aufgesetzt.

1787 Singen hat jetzt 207 Einwohner

1820  215 Einwohner in 48 Häusern.

  • 12 Leinenweber
  • 1 Schmied
  • 1 Maurer
  • 4 Schneider
  • 3 Zimmermänner, den Rest ernährt die karge Landwirtschaft.

1826 Pfarrer Schönheit kommt nach Singen.

1842  Restaurierung der Kirche.

1850 Singen hat eine Gemeindeordnung.

1851 13 Personen wandern nach Übersee aus.

1859 Wegebau und Anschluss an die Straße Stadtilm-Rottenbach.

1865 Brunnenbau im Dorfe.

1870 Pfarrer Schönheit stirbt.

1872 Das jetzige Pfarrhaus wird gebaut.

1875 Gastwirt Jacobi richtet die Brauerei ein.

1878 Kauf einer Feuerspritze.

1885 Braumeister Richard Schmitt aus Kornhochheim übernimmt die Brauerei.

1887 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Singen. Ortsbrandmeister wird August Schrickel.

1890 Am 24.11. wird Singen von Wassermassen überschwemmt. In ganz Deutschland richtet Hochwasser enorme Schäden an.

1891 Am 20.7.1891 werden die Einwohner von Singen über den Bau der Eisenbahnlinie Arnstadt-Saalfeld unterrichtet. Viele Bürger lehnen den Bau ab. Der Sommer ist kalt und verregnet. Am 30.11.1891 Enteignungstermin für die Grundstücke, die für die Bahnstrecke benötigt werden.

1892   Am 23.1. wird der Gesangsverein durch den Lehrer Schröder gegründet.

1893  Im Januar kann wegen großer Kälte nicht am Eisenbahnbau gearbeitet werden. Erst im März beginnen die Arbeiten wieder. Der Abschnitt Singen – Paulinzella wird  über eine  Million Reichsmark kosten. Damals eine unvorstellbare Summe.  Am 28.6. wird in Stadtilm der Schlussstein am Viadukt gelegt. Nun konzentrieren sich alle Arbeiten auf die Strecke nach Saalfeld. Der Sommer 1893 ist ungewöhnlich heiß  und trocken. Erste Nachtfröste schon Anfang September. Am 4.10. wird der Wasserleitungsbau vollendet. 4 Laufbrunnen stehen nun im Dorf.

1894  Am 26.4. wird der Turnverein mit 28 Mitgliedern gegründet. Am 28.6. fährt der erste Zug von Arnstadt nach Stadtilm und wieder zurück.

1895  Am 2.12. wird die Bahnlinie Stadtilm – Saalfeld freigegeben. Um 12 Uhr 21  fährt der festlich geschmückte Zug in den Bahnhof Singen ein.

1899 Im August findet ein Manöver der 96. Infanteriedivision ( Rudolstadt/Coburg) statt. In Singen werden 136 Mann und 3 Offiziere einquartiert.

1901 Am 8.3. fliegt ein Zeppelin Über das Dorf Singen. Eine Attraktion für all Bewohner.

1904 Gründung des Raiffeisenverbandes.

1909 Erneuerung der Wasserleitung. Singen bekommt den ersten Fernsprechapparat. Dieser steht in der Gaststätte von Richard Schmitt. Die Telefonnummer lautet 29.

1913 Aus Anlass der 100. Wiederkehr der Völkerschlacht bei Leipzig wird auf dem Singer Berg am 18.10. ein großes Feuer entzündet.

1914  Am 1. August beginnt der Erste Weltkrieg. Der Befehl zur Mobilmachung wird per Fernsprecher und Aushang verkündet. 48 Männer aus Singen bis zu einem Alter von 45 Jahren werden einberufen. Viele Veteranen melden sich freiwillig, werden aber nicht berücksichtigt.  Der Weltkrieg fordert 18 Opfer, alles Militärangehörige.

1918 Friedenschluss im November.

1919 Am 19.1. erste Wahlen zur neuen Nationalversammlung des Deutschen Reiches. 95 Stimmen für die SPD, 81 Stimmen für die bürgerlichen Parteien.

1922  Im Herbst erhält Singen elektrischen Strom.

1923 Inflation und Weltwirtschaftskrise. 1 Goldmark entspricht 1 Billion Papiermark. Alle Ersparnisse sind verfallen.

Am 29.7. wird das Kriegerdenkmal eingeweiht.

1928/1929 Der Winter bringt grimmige Kälte. Mehrere Tage herrschen Temperaturen von Minus 35 Grad C.

1933 Am 18.3. rast ein Hochgeschwindigkeitszug den Bahnhof Singen. Ein sogenannter Schienenzeppelin wird erprobt

1939 Am 1. September beginnt der Zweite Weltkrieg. 15 Männer aus Singen stehen an der Front.

1941 Der Krieg im Osten beginnt. Die Opfer unter den Soldaten aus Singen stiegen sprunghaft an.

1942  Im Oktober überfliegen erstmals britische und amerikanische Flugzeuge Singen.

1945 Am Ostersonntag , 1.April, nehmen amerikanische Truppen Eisenach ein. Der Krieg hat Thüringen erreicht. Am 4. April wird zwischen dem Bahnhof Singen und Paulinzella ein Militärzug von 16 Jagdbombern angegriffen und zerstört. Am 4. April stehen US-Streitkräfte vor Stadtilm. Am 11. April wird ein Militärlastwagen in Singen vor dem Pfarrhaus aus der Luft angegriffen und zerstört. Zerstört wird ebenfalls das Wohnhaus der Familie Stein. Sieben Zivilisten kommen darin ums Leben. Viele Häuser haben Schäden.

Am 12.April um 8 Uhr wird Singen an die Amerikaner übergeben. Diese halten sich nur kurz hier auf und fahren in Richtung Bad Blankenburg weiter.

Am 8.Mai 1945 endet der Zweite Weltkrieg in Europa.

Quellenverzeichnisse

  • H.Deubler „Waldlandsagen“ Rudolstadt 1970
  • H.J.Müllerodt „Beiträge zur Heimatgeschichte“ Arnstadt Nr.7/88
  • H.Deubler  „Singen am Singer Berg“ RHH ½ 78
  • S.Dusek „Eine römische Töpferei in Haarhausen“ Beiträger zur Heimatgeschichte Nr.5/86
  • H.Dreißig  „Beiträge zur Heimatgeschichte“ Nr.10/88
  • H.Dreißig „Urgeschichte und Heimatforschung“ Nr.25/88
  • H.Deubler „Singen am Singer Berg“ RHH ½ 78

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